Wir sind der Meinung, dass der Kapazitätsaufbau ein wichtiger Bereich in der Arbeit für unsere Bewegung ist, da damit die Notwendigkeit für die Entwicklung und Unterstützung der Freiwilligen, Mitarbeiter und Interessengruppen sowie ihrer Organisationen anerkannt wird, wenn wir in unserer strategischen Ausrichtung voran kommen wollen. Zu diesem Zweck haben wir eine Definition zum Kapazitätsaufbau entwickelt, die unsere Bemühungen leiten soll:
Kapazitätsaufbau umfasst die Aktivitäten und Kommunikation für den systematischen Aufbau, die Erlangung, Stärkung, Bewahrung und den Austausch von Wissen, Fertigkeiten, Überzeugungen, Tools, Prozessen und Ressourcen für alle Wikimedia-Interessengruppen, die für die Umsetzung unserer strategischen Ausrichtung notwendig sind. (Bis 2030 wird Wikimedia die wesentliche Infrastruktur des Ökosystems des Freien Wissens werden, und jeder, der unsere Vision teilt, wird sich uns anschließen können).
In diesem Zusammenhang gehören zu den Interessengruppen Einzelpersonen, Partner der Wikimedia-Bewegung, Gemeinschaften, Freiwillige und alle anderen, die sich selbst in der Wikimedia-Bewegung engagieren.
Zur Bestimmung des Aufgabenumfangs in Bezug auf den Kapazitätsaufbau haben wir 7 zu untersuchende Themenbereiche definiert:
Themenfeld 1: Vielfalt, Gerechtigkeit, Inklusion und Mitwirkung
Die Mitwirkung an den Wikimedia-Plattformen spiegelt nicht die Vielfalt der Gesellschaften wider, für die sie gedacht sind. Global gesehen ist die Mitwirkung ungleich in Hinblick auf geografische Regionen sowie die Bevölkerungsgruppen verteilt. Auch in Gesellschaften, die gut vertreten zu sein scheinen, sind in Bezug auf unterrepräsentierte Standpunkte bestimmte ethnische und soziale Gruppen bzw. Wissensbereiche nicht gleichermaßen vertreten. Dieser Bereich sollte erweitert werden, um Vielfalt, Inklusion, Gerechtigkeit und Mitwirkung im Zusammenhang mit Ressourcen (Geldmittel), Vertretungen, lokalen/kulturellen Gepflogenheiten (z. B: wie Sprache verwendet wird, Annahmen in Bezug auf Sprache und Annahmen in Bezug auf die Vertretung) einzuschließen. Wir sehen viele aufstrebende Gemeinden, die über wichtige Kapazitäten verfügen, die in etablierten Gemeinschaften in der Regel fehlen. Die Ungleichheit bei der Ressourcenverteilung (beispielsweise in Regionen) kann große Auswirkungen darauf haben, wer letztlich am Kapazitätsaufbau mitwirkt.
Themenfeld 2: Ressourcenverteilung
Aktivitäten zum Kapazitätsaufbau erfordern die langfristige und kontinuierliche Bereitstellung von Human- und Finanzressourcen. Dezidierte Ressourcen müssen rechtzeitig gemäß der zeitlichen Rahmenplanung auf der Systemebene zugeteilt werden, um sicherzustellen, dass die Aktivitäten effektiv geplant, abgeschlossen und bewertet werden, Daten zu den Programmen erhoben werden und die Systeme kontinuierlich verbessert werden können und die gesamte Bewegung betreffende Lernprozesse ermöglicht und priorisiert werden. Wir sollten auch erwägen, wie Ressourcen, einschließlich Geldmittel, auf der Ebene der Empfänger von Kapazitätsaufbaubemühungen, beispielsweise in Bezug auf den Zeitaufwand von Mitwirkenden, zugeteilt werden.
Themenfeld 3: Methoden und Instrumente zum Kapazitätsaufbau
Kapazitätsaufbaumaßnahmen werden mithilfe geteilter, geeigneter und zugänglicher Methoden und Instrumente für Interessengruppen zur Entwicklung, Erweiterung und Stärkung ihrer Arbeit innerhalb der Bewegung ausgeführt. Es ist wichtig, zu bestimmen, wie die Entwicklung, Dokumentation und Weitergabe von vielversprechenden Praktiken den fortlaufenden Erfolg einer planvollen Kapazitätsaufbaustrategie sicherstellen kann. Bis heute haben wir in unserer Bewegung die Begriffe Schulung und Lernen als Synonyme des Kapazitätsaufbaus verwendet. Zu den unserem Toolkit hinzuzufügenden Methoden und Instrumenten könnten unter anderem Online-Schulungen, direkter Austausch zwischen Nutzern, Mentoring, technische Unterstützung vor Ort und die Finanzierung von Infrastrukturen gehören, um nur einige zu nennen.
Themenfeld 4: Rollen, Verantwortlichkeiten und ein System für den Kapazitätsaufbau
Dieses Themenfeld betrifft die Frage, wer den Kapazitätsaufbau leistet, wer Kapazitätsaufbau erhält und wie Entscheidungen getroffen werden. Die Wikimedia-Bewegung hat Probleme mit der Bindung von Fachkräften und Kapazitäten. Wir haben nicht die Möglichkeit, die Personen, die zur Übernahme von Verantwortung bereit und fähig sind, systematisch zu erkennen, an uns zu binden und für diese Personen Gelegenheiten zu schaffen. Dieses Problem besteht in allen Bereichen unserer Arbeit, den Kapazitätsaufbau eingeschlossen. Gegenwärtig wird Kapazitätsaufbau von manchen immer noch als ein Anhängsel zu den Kernaktivitäten der Bewegung angesehen, und nicht als ein planmäßiger Arbeitsbereich innerhalb der Bewegung. Im Rahmen dieses Themenfelds werden wir Empfehlungen geben im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung von Strukturen und Systemen des Kapazitätsaufbaus sowie zu der Frage, wie diese intelligent und wirkungsorientiert gestaltet werden können. Hier sind insbesondere Empfehlungen dazu wichtig, wie das Potenzial vorhandenen Wissens in der Bewegung für jene Interessengruppen erschlossen werden kann, die davon profitieren könnten.
Derzeit wissen wir nicht viel über die organisatorischen und individuellen Kapazitäten, mit deren Hilfe Akteure innerhalb der Bewegung ihre Projekte erfolgreicher realisieren könnten. Für die Schaffung eines Systems zum Kapazitätsaufbau für die Bewegung ist es notwendig, unter Hinzuziehung von Bewertungs- und Evaluierungsinstrumenten zu klären, was wir für wen aufbauen wollen, und eine gemeinsame Sprache (siehe Glossar) zu entwickeln. Zu den Kapazitätskategorien gehören u. a. Kommunikation, Governance, Vernetzung und Lobbyarbeit, Organisation von Gemeinschaften, Fundraising, Organisationsmanagement und Führungsentwicklung, um nur einige zu nennen.
Wenn die Wikimedia-Gemeinschaften als organisierte Strukturen oder Einzelpersonen mit den Problemen oder Herausforderungen der realen Welt konfrontiert werden, werden diese Probleme aufgrund politischer Bedenken, lokalen Notwendigkeiten und damit verbundenen Faktoren häufig als Einzelfälle behandelt, die in keinem Zusammenhang mit früheren Situationen stehen. Infolgedessen entsprechen die bestehenden Materialien und Prozesse möglicherweise nicht den sich herausbildenden Bedürfnissen. Es gibt jedoch häufig andere Akteure in der Bewegung, die helfen, Vorschläge machen, Ressourcen teilen oder einfach nur ihre Solidarität und ihren Zusammenhalt mit denjenigen zeigen, die solche Herausforderungen meistern müssen. Aufgrund der Vielfalt und der globalen Präsenz der Wikimedia-Bewegung (vgl. Themenbereich 1) sind die aktuellen Kommunikationskanäle, Ressourcen und Fähigkeiten nicht ausreichend entwickelt, um diese Situationen zu bewältigen. Der Kapazitätsaufbau in der Wikimedia-Bewegung verlangt einen Kommunikationsansatz, der einen klaren Prozess einschließt und die Bedürfnisse der Gemeinschaft erfüllt, wenn diese Bedürfnisse aufkommen.
Themenfeld 7: Kontinuierliche Evaluierung des Kapazitätsaufbaus
Die Evaluierung gegenwärtiger, sich entwickelnder und bewährter Praktiken muss in das System zum Kapazitätsaufbau integriert werden, sodass die Akteure innerhalb einer spezifischen Gemeinschaft oder Gruppe, sowie innerhalb der breiteren Wikimedia-Bewegung verstehen und erkennen können, was funktioniert und was nicht, und Methoden, Initiativen und Programme kontinuierlich verbessert werden können. Das würde Gruppen und Einzelakteure zur Bewertung ihrer eigenen Arbeit und Fortschritte beim Aufbau von Kapazitäten, sowie zur Kommunikation ihrer Erkenntnisse und Ergebnisse an andere befähigen. Unsere Empfehlungen behandeln zudem die Frage, in welchem Maße der Schwerpunkt auf der Evaluierung langfristiger Effekte statt kurzfristiger Ergebnisse liegen sollte, da Kapazitätsaufbau ein Unterfangen ist, das häufig Zeit, Anstrengungen und einen langen Atem erfordert.
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