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Chapters Dialogue/Zusammenfassung

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Zusammenfassung

Wikimedia ist eine globale Bewegung: Die Wikimedia Foundation, die Wikimedia-Chapter und die internationalen Communities arbeiten und kämpfen für Freies Wissen. Im Frühjahr 2013 initiierte Wikimedia Deutschland eine strukturierte Analyse der Bedürfnisse, Ziele und Geschichten der Wikimedia-Bewegung: den Chapters Dialogue. Nicole Ebber leitete das Projekte und stellte Kira Krämer ein, die die Design Thinking-Methodologie für den Prozess anpasste.

Im Laufe des Projekts (August 2013-Februar 2014) wurden 94 Vertreterinnen und Vertreter, sowohl Angestellte wie Freiwillige, aus den Wikimedia-Chaptern, der Wikimedia Foundation sowie des Funds Dissemination Committee und Affiliations Committee interviewt.

Die Interviewten erzählten, wie sie die Rollen und Beziehungen innerhalb der Bewegung sehen, aber auch über die Verantwortlichkeiten von Chapter und Wikimedia Foundation. Sie sprachen über ihre Ziele und Geschichten, erklärten welche Unterstützungen sie sich wünschen und wer ihrer Meinung nach diese Unterstützung leisten sollte.

Die Synthese all dieser Interviews mündete in einem umfassenden Bild der Bewegung sowie einem Destilat der am dringlichsten anzugehenden Angelegenheiten. Die Erkenntnisse und Beobachtungen umfassen die folgenden wichtigen Bereiche, sie haben einen großen Einfluss darauf, wo die Bewegung heute steht.

Mangel an Empathie und Persistenz alter Narrative: All die im Bericht beschriebenen Konflikte haben ihre Ursache in den tief verwurzelten und manifestierten, gegenseitigen Wahrnehmungen – die bis heute fortbestehen. Jede und jeder in der Bewegung hat ihre eigenen Bedürfnisse und versucht, eigene Angelegenheiten anzugehen, während dabei die Empathie für andere Sichtweisen, Meinungen, Kontexte und Verhaltensweisen fehlt.

Messung von Erfolg bei der Erkundung von Neuland: Der Bewegung fehlt es an einer Definition, was eigentlich Wirkung (Impact) bedeutet, gerade im Hinblick darauf, dass alle Wikimedia-Aktivitäten quasi Neuland erkunden. Chapter haben Probleme damit nachzuweisen, dass sie selbst und ihre Aktivitäten es wert sind, Geld zu investieren, während die Wikimedia Foundation Schwierigkeiten hat, eine klare Strategie für das Movement bereitzustellen.

Organisationsstrukturen: Die Strukturen der Bewegung und der Organisationen sind organisch gewachsen, ohne jedwede offizielle Empfehlung oder Analyse, welche Organisationsform die beste sei, um Erfolg zu haben. Das Fehlen eines gemeinsamen Verständnisses von Rolle und Beitrag der Chapter führt zu großen Unsicherheiten und nährt den Boden für Missverständnisse und Konflikte.

Geld-geleitete Entscheidungen: Ein Konsens beim Thema Geld, vor allem wie es eingeworben und verantwortungsvoll ausgegeben werden soll (Vertrauen der Spendenden!), ist schwerlich möglich. Das sogenannte „Haifa-Trauma“ belastet bis heute die Beziehung zwischen den Chaptern und der Wikimedia Foundation, zusätzlich gibt es Uneinigkeit über neue Fundraising- und Förderprozesse.

Die Führungslücke: Wer soll die Führungsposition in der Wikimedia-Bewegung übernehmen und wie sollte diese aussehen? Seit der Verabschiedung der „Narrowing Focus“-Strategie sieht die Wikimedia Foundation die Weiterentwicklung der Chapter nicht mehr als ihre Aufgabe. Chapter wiederum erwarten, dass die Foundation eine Führungsrolle in dem Bereich übernimmt. Die Foundation erwartet im Gegenzug, dass die Chapter proaktiver handeln.

Keiner dieser Konflikte kann isoliert betrachtet werden, und es kann keine Lösung entwickelt werden, ohne vorher gemeinsam offen über die Gründe für die Konflikte geredet zu haben. Deswegen halten wir es für höchst verantwortungslos, jetzt für sich stehende Lösungen vorzuschlagen. Stattdessen haben wir aus den Erkenntnissen sechs wichtige Fragen abgeleitet, die dringlich in einem offenen und übergreifenden Prozess angegangen werden müssen.

  1. Was wollen wir als Bewegung erreichen? Betreiben wir eine Webseite oder kämpfen wir für Freies Wissen? Wieso machen wir die Dinge, die wir tun, und wofür?
  2. Wie definieren wir Wirkung („Impact“) auf dem Weg zur Erkundung von Neuland? Und wie messen wir Erfolg?
  3. Was ist die Rolle der Wikimedia Foundation?
  4. Wie wollen wir miteinander und untereinander kommunizieren? Wie können wir die notwendige Empathie entwickeln und voneinander lernen? Wie können wir die alten Geschichten und Vorstellungen überwinden?
  5. Wo kommt das Geld her und wohin soll es verteilt werden? Sollte Geld der einschränkende Faktor in unserem Streben für Freies Wissen sein?
  6. Was ist der beste Organisationsrahmen (Framework) bzw. das beste System für die Bewegung, um die gemeinsame Wikimedia-Vision zu erreichen?

Die derzeitige Situation hindert die Wikimedia-Bewegung daran, effektiv nach Freiem Wissen zu streben. Statt das volle Potential auszuschöpfen, dreht sich die Bewegung um sich selbst. Die gemeinsame Mission ist ernsthaft in Gefahr, wenn die Bewegung die Ursachen für die benannten Ursachen der Konflikte nicht angeht.

Die sechs Schlüsselfragen können nur in einem strukturierten und professionellen Ansatz – und mit Hingabe und Engagement – angegangen werden. Es hat überhaupt keinen Sinn, nur die Symptome zu bearbeiten und monokausale Lösungen zu finden.

Der Chapters Dialogue schließt mit einer Empfehlung, die sich auf die Erkenntnissen des Berichts stützt, und eine Fortsetzung nahe legt: die Ausarbeitung eines Organisationssahmens oder Systems für die Wikimedia-Bewegung, in dem sie stark und effektiv auf die gemeinsame Mission hinarbeitet; professionell, aber dennoch treu ihren Graswurzel-Ansätzen und ihrer Diversität.

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