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Heuristische Evaluation der deutschsprachigen Wikipedia/Heuristische Evaluation/Allgemeiner Ablauf

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Heuristische Evaluation ist dazu da, eine Benutzerschnittstelle zu untersuchen und dabei herauszufinden, was an der Gestaltung der Oberfläche positiv zu bewerten ist, und was zu verbessern wäre. Dabei orientieren sich die Evaluatoren an vereinbarten Richtlinien, zum Beispiel den im vorherigen Abschnitt vorgestellten Prinzipien guten Designs.

Primäres Ziel ist es Probleme aufzuspüren, welche bei der Interaktion mit dem System auftreten können. Desweiteren ist es nützlich, gute Eigenschaften des Interfaces zu identifizieren, damit diese bei Redesigns erhalten bleiben.

Der Vorteil der heuristischen Evaluation liegt darin, dass diese Untersuchung idealerweise schon vor dem Kontakt mit dem Endnutzer stattfindet. Daher kann diese Methode Teil des Designprozesses sein. Sie zeichnet sich im Vergleich mit anderen Untersuchungsmethoden dadurch aus, dass sie unter geringem Zeitaufwand und recht kostengünstig durchgeführt werden kann. Im Gegensatz zu empirischen Untersuchungen, zu welchen viele Versuchspersonen und dazu noch Personal zur Durchführung benötigt werden, sind hier nur wenige Evaluatoren/Untersuchungsleiter erforderlich. Im Grunde wäre sogar nur ein Untersuchender erforderlich. Jedoch würde in diesem Fall, der größte Teil der Probleme, die bei der Bedienung des untersuchten Systems auftreten können, unerkannt bleiben. Im Durchschnitt fanden während sechs Einzeluntersuchungen die Untersuchenden nur 35% der Probleme. So ist es sinnvoll, die Untersuchungsergebnisse nach erfolgter Untersuchung einzelner Evaluatoren zusammenzuführen und auszuwerten. Ein Austausch über die Ergebnisse sollte unter allen Umständen vor Abschluss der Untersuchung vermieden werden. Denn jeder Untersucher wird für andere Probleme sensibel sein. Des Weiteren ist es für die Unabhängigkeit und Unvoreingenommenheit jedes Evaluators wichtig, die Untersuchungsergebnisse erst nach Abschluss der Untersuchung auszutauschen. Die auftretenden Probleme können von jedem einzelnen Evaluator schriftlich festgehalten werden. Schriftliche Protokolle haben den Vorteil, dass die Evaluation konkret festgehalten wurde, jedoch bedeuten sie einen zusätzlichen Aufwand für die Evaluatoren.

Ebenso ist es möglich, einen Beobachter während der Evaluationssitzung einzuschalten und den Evaluator zu bitten, Bemerkungen zur Bedienung des Interfaces zu äußern. Diese Form der Untersuchung erhöht zwar die Kosten, hat jedoch zwei weitere Vorteile: Zunächst einmal sind Ergebnisse der Untersuchung recht schnell nach der Untersuchungssitzung zusammengetragen, da der Beobachtende nur seine eigenen Ergebnisse und nicht die anderer sortieren und verstehen muss. Außerdem kann der Beobachter dem Evaluator in der Bedienung der Benutzeroberfläche im Falle auftauchender Probleme mit einem noch instabilen Prototyp Hilfestellung leisten. Ebenso unterstützt der Beobachter den Evaluator, wenn dieser nur begrenztes Fachwissen besitzt und gewisse Aspekte der Anwendungsdomäne erklärt bekommen muss.

Andere Testverfahren unterscheiden sich von der heuristischen Evaluation insofern, dass Handlungen der Benutzer interpretiert werden müssen. Im Gegensatz hierzu besteht die Aufgabe beim Analysieren der Benutzeroberfläche durch einen Experten bei der heuristischen Evaluation in der alleinigen Wiedergabe der vom Benutzer gegebenen Bemerkungen zu dem System.

Bei den üblichen Testverfahren ist das Ziel der Beobachtung festzustellen, welche Fehler dem Benutzer beim Umgang mit dem Interface unterlaufen. Der Benutzer ist also herausgefordert, selbst Antworten durch das Benutzen des Systems zu finden. Im Gegensatz dazu können im vorliegenden Testverfahren der heuristischen Evaluation Antworten durch den Experimentleiter gegeben werden. Jedoch muss man unterscheiden: handelt es sich um eine ganz spezifische Anwendung eines Fachgebietes, wäre es wohl unvernünftig, dem Evaluator Antworten zu verweigern. Im Gegenteil, durch das Beantworten der Fragen des Evaluators, kann eine bessere Einschätzung der Benutzerfreundlichkeit erfolgen bei gleichzeitiger Beachtung der Eigenheiten des Arbeitsbereiches.

Ebenso kann unnötiger Zeitverlust vermieden werden. Anstatt sich mit den Problemen des Systems herumzuschlagen, kann der Evaluator vom Untersuchungsleiter wichtige Hinweise bekommen, wie ein sinnvoller weiterer Umgang mit dem System möglich ist. Dennoch ist es wichtig, falls ein Beobachtender den Evaluator begleitet, darauf zu achten, wirklich erst dann Hilfestellung zu geben, wenn der Nutzer des Interfaces in Bedrängnis gerät und das vorliegende Problem formuliert hat.

So liegt die Empfehlung bei mindestens drei, wenn nicht fünf Evaluatoren. Die exakte Zahl Untersuchender kann nach einer Kosten-Nutzen Analyse erfolgen. Eine höhere Zahl an Evaluatoren wird nötig sein, wenn die Bedienung des Systems schwierig ist, oder möglichst viele Fehler gefunden werden sollen.

Solch eine Evaluation dauert im Schnitt ein bis zwei Stunden. Sind die Benutzeroberflächen recht komplex oder groß, oder mit einer weiten Vielzahl an Dialogboxen ausgestattet, können längere Untersuchungen durchaus erforderlich werden. Besser jedoch ist es mehrere kleine Sitzungen zu gestalten, in welchen sich der Evaluator auf einen ganz bestimmten Abschnitt des Systems konzentriert.

Die Durchführung der Untersuchung orientiert sich dann an der Liste von Leitlinien, die der Benutzerfreundlichkeit dienen. Unter diesen Aspekten betrachtet und untersucht der Evaluator dann die Benutzeroberfläche wie die unterschiedlichen Elemente. Dies zumindest zwei mal. Das erste Mal, um mit dem System und dessen Arbeits- und Reaktionsweise vertraut zu werden. Zum zweiten Mal, um bestimmte Interface-Elemente genauer zu untersuchen und bei gleichzeitigem Wissen, welche Funktion dieses im großen Ganzen erfüllt.

Solange der Evaluator das System nicht als solches anwendet, ist es möglich eine heuristische Evaluation auch durchzuführen, wenn ein System bisher nur „auf dem Papier“ existiert und noch nicht implementiert wurde. Dies zeigt, dass diese Methode gut geeignet ist schon in einem sehr frühen Stadium der Softwareentwicklung Anwendung zu finden.

Handelt es sich bei dem System um eine Benutzeroberfläche, welche der gesamten Bevölkerung zur Verfügung stehen sollte oder der Evaluator selbst Experte in diesem Gebiet ist, kann eine Untersuchung auch ohne Unterstützung erfolgen.

Ein Ansatz zur Untersuchung, welcher mit Erfolg angewandt wird, besteht darin, die Evaluatoren in eine Situation zu versetzen, in welcher sie die Benutzeroberfläche konkret nutzen eine Aufgabe zu lösen und die Schritte aufzulisten, nach welchen die Anwender dabei vorgehen.

Das Ergebnis einer solchen Untersuchung ist eine Liste mit Problemen und guten Eigenschaften, welche bei der Anwendung der Benutzeroberfläche deutlich werden. Diese Liste enthält zum jeweiligen Fall Hinweise zu denjenigen Richtlinien, welche bei der Erstellung dieses Systems nicht berücksichtigt oder gegen welche verstoßen wurde.

Die heuristische Evaluation liefert keine Beurteilung der Benutzerprobleme, sie liefert kein Rezept für die Beurteilung der zu erwartenden Qualität eines neuen Designs. Da diese jedoch darauf abzielt mit dem Aufzeigen der beobachteten Benutzerprobleme gleichzeitig Hinweise zu den Richtlinien zu geben, ist es oftmals recht einfach ein überarbeitetes System zusammenzustellen. Dies dann entsprechend der Leitlinien, gegen welche bei der zu untersuchenden Version verstoßen wurde.

Nielsen führt als Beispiel folgendes auf: „…if the problem is that the user cannot copy information from one window to another, then the solution is obviously to include such a copy feature. Similarly, if the problem is the use of inconsistent typography in the form of upper- and lower case formats and fonts, the solution is obviously to pick a single typographical fomat for the entire interface.” (Jakob Nielsen: Usability Engineering. Usablity Heuristics)




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