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GLAM-on-Tour/ZB 2022/Vorprogramm

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GLAM-on-Tour

Zentralbibliothek, Zürich


        15.–18. September 2022

 
Orga
 
ZB Zürich
 
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Das Vorprogramm ist der inoffizielle Teil der Veranstaltung, bei dem bereits angereiste Teilnehmende einen punktuellen Einblick in die Umgebung des Veranstaltungsortes bekommen. Nach dem Motto «Man sieht nur, was man kennt» wird der Blick geschärft auf alltäglich erscheinendes mit einer lebendigen Geschichte. Zürich als weltoffene Stadt mit einer langjährigen, offenen und aufklärerischen Kultur ist heute nicht nur wegen seiner wirtschaftlichen Prosperität und vielfältigen Kultur beliebt, sondern vor allem wegen seiner Traditionsverbundenheit, seiner Swissness, die hier besonders mit der modernen Lebenswelt kontrastiert. Diese etwa 90 Minuten dauernde Tour ist keine Stadtführung und auch kein Textvorschlag für Wikivoyage.

Kaum in einer anderen Stadt lässt sich so frei und liberal leben wie hier (Street Parade, fünftgrösste Musikfestival der Welt mit an 1 Mio. Besucher als Beweis alternativer Lebensformen). In den 1940er Jahren wurde das Strafrecht, das bisher kantonal geregelt war, landesweit vereinheitlicht und Homosexualität deskriminalisiert. Der Kreis (erschien 1942 bis 1967) gilt noch heute als wichtiges Sprachorgan dieser Szene.

Dauer: ca. 90 min.; Wegstrecke ca. 1.8 km, Steigung ca. 80 m, Gefälle ca. 40 m


Zu allen unterstrichenen Begriffen gibt es in der deutschsprachigen Wikipedia Artikel, deren Lemmata sich geringfügig vom Fliesstext unterscheiden können.


  1. Wir beginnen auf dem in den 1860er Jahren angelegten Bürkliplatz bei der Ganymed-Statue, die als Denkmal für die gleichgeschlechtliche Liebe steht. Die Interpretation dieser griechischen Sage wurde von dem Künstler Hermann Hubacher uminterpretiert, indem der Hirtenknabe Ganymed nicht gegen seinen Willen in den Himmel entführt wird, sondern er selbst Gottvater Zeus bittet, ihn hochzubringen. Die Reaktionen dieser Plastik fielen nach seiner Enthüllung 1952 durchweg positiv aus.
    Von hier hat man einen beeindruckenden Blick auf den Zürisee (406 m ü.M.) und die Alpenkette. Hauptzufluss des Sees ist die Linth, die dem Tödi-Massiv entspringt, Abfluss die Limmat, die bei Wasserschloss in die Aare und diese wiederum bei Koblenz in den Rhein fliesst. Der Bürkiplatz ist ein Relikt der Stadtbefestigung Zürich.
  2. Wirft man einen Blick entlang der Quaibrücke gegen das östliche Ufer, an dem der Tramknoten Bellevue, rechts davon der Sechseläutenplatz und noch weiter rechts sich die Oper Zürich befindet, sollte man auch einen Blick unter die Wasseroberfläche werfen, denn dort sind prähistorische, etwa dreieinhalbtausend Jahre vor unserer Zeitrechnung entstandene, alte Siedlungsplätze, der Grosse und Kleine Hafner dokumentiert, die seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.
  3. Überquert man die Bürkiplatz gen Norden, kann man sich entscheiden, den Weg über die Bahnhofstrasse oder entlang des Stadthausquai einzuschlagen. Erwähnenswert ist das noch heute familiengeführte 5-Sterne-Luxushotel Baur au Lac von 1844 mit dem 2-Michelinsterne-gekrönten Gourmet-Restaurant Pavillon. Zum Hotel gehört eine eigene Autowerkstatt. Im Haus gibt es 60% Stammkundschaft. Eine Übernachtung kostet durchschnittlich knapp 1000 Franken. Der Bau wurde möglich, nachdem in den 1830er Jahren die Befestigungsanlagen abgetragen wurden und der Schanzengraben zur zusätzlichen (regulierten) Entwässerung des Zürisees diente.
    Erwähnenswert ist der etwas 350 Meter entfernte Paradeplatz, den wir nicht berühren werden, um den sich die wichtigsten Bankinstitute der Schweiz gruppieren. Eines dieser Gebäude befindet sich am Bürkiplatz, die Hauptverwaltung der Schweizerischen Nationalbank.
  4. Ein weiteres Relikt der Befestigungsanlagen ist das Bauschänzli, einem Bollwerk, das als Vorposten seinerzeit noch vollständig im Zürisee lag. Es war strategisch von hoher Wichtigkeit, weil über die Seeseite ein bewaffneter Angriff als wahrscheinlich galt. Es wurde Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet.
  5. Wenig unterhalb befindet sich das Frauenbad am Stadthausquai, ursprünglich «Badhaus für Frauenzimmer», das die Hygiene- und Körperpflege-Bemühungen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt, in dem viele Haushalte noch nicht über fliessendes Wasser verfügten. Dieses Bauwerk wurde in das Schweizerische Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung als Denkmal der höchsten Kategorie aufgenommen.
  6. Wir gelangen jetzt vorbei am Stadthaus Zürich (errichtet von 1883 bis 1900), in dem einige Departements der Stadtverwaltung untergebracht sind. Das Gebäude steht auf der Fläche, die zuvor das Kloster der Fraumünsterkirche beheimatet hat. Auch zwischen Fraumünster und der Limmat stand ein grosses Gebäude, das eine wasserkraftbetriebene Werkstatt besass.
  7. Die Fraumünsterkirche ist eine der vier reformierten Altstadtkrichen (Grossmünster, St. Peter und Wasserkirche). Sie wurde 874 geweiht und diente der Verehrung von Felix und Regula, die beiden ältesten, als Märtyrer verehrte Stadtheilige. Sehenswert sind auch die Chagall-Fenster. Ihr Gedenktag ist der 11. September. Der Kreuzgang wird heute für kleinere Messen und Performances genutzt.
  8. Die Münsterbrücke ist der älteste, noch im Originalzustand erhaltene Limmatübergang und nach der Rathausbrücke die zweite befahrbare Limmatbrücke Zürichs. Blickt man an ihr entlang auf das gegenüberliegende Ufer, liegt rechte Hand das an die Wasserkirche angebaute, sogenannte Helmhaus, das heute als Kunstmuseum dient. Darin, von der Stadt Zürich kuratiert, vorwiegend Einzelausstellungen zeitgenössische Kunst Schweizer Künstler und Kunstschaffender, die in der Schweiz leben.
    Dahinter das Grossmünster aus dem 12. Jahrhundert. Die beiden charakteristischen, neugotischen Turmabschlüsse von 1787 gelten als das eigentliche Wahrzeichen der Stadt. Der Name Grossmünster ist zu verstehen als Unterscheidung zum gegenüberliegenden Fraumünster.
  9. Ein kurzer Rundblick über den Münsterhof zeigt die grösste Freifläche innerhalb der Altstadt. Das blau gestrichene Gebäude am anderen Ende des Platzes ist das Zunfthaus zur Waag, eines der 12 historischen Zunfthäuser der Stadt. Diese Zunft vereinte die Woll- und Leinenweber sowie die Hutmacher und Bleicher. Die Züricher Zünfte haben eine Tradition, die weit ins Mittelalter zurückreicht und die noch heute im Kulturleben der Stadt präsent ist. Die Zunfthäuser waren Mittelpunkt der jeweiligen Zünfte und repräsentativer Versammlungsort für ihre Zusammenkünfte. Ein weiteres Zunfthaus liegt rechts: Zunfthaus zur Meisen, das die Weinhändler und Gastwirte versammelte.
  10. Wir kommen jetzt in das Gewirr von Altstadtgassen und hoffen, uns nicht zu verlieren. Wir betreten die Storchengasse, die seit 1771 so genannt wird und die zum Gasthof Storchen am Weinplatz führt.
  11. Wir kommen jetzt zur ältesten, reformierten Kirche in der Schweiz, St. Peter. Bis ins 8. oder 9. Jahrhundert lassen sich hier Vorgängerbauten nachweisen. Im Chor einer dieser Kirchen liegt seit 1360 der Erste Bürgermeister Rudolf Brun begraben. Zuletzt hatte hier zur Zeit Zwinglis sein Freund Leo Jud über zwanzig Jahre lang gepredigt, ein charismatischer, rhetorisch überaus begabter Prediger, der grundsätzlich ohne Manuskript sprach, seine Texte entsprechend nicht überliefert sind. Allein der wesentlich früher als das Kirchenschiff gebaute Turm samt Turmuhr wäre eine eigene Führung wert. Die Turmuhr war bis ins 18. Jahrhundert die einzige öffentliche Uhr der Stadt. Das Ziffernblatt mit einem Durchmesser von über achteinhalb Metern ist das grösste in Europa.
  12. Der Lindenhof ist als eiszeitliche Endmoräne ein wichtiger frühgeschichtlicher Siedlungsraum, der aus den sumpfigen Flussniederungen von Limmat und Sihl etwa 25 Meter herausragte. Entsprechend finden sich hier Spuren der Mittelbronze- und Latènezeit, bevor sich die Römer hier niederliessen. Später gehörte der Platz zur mittelalterlichen Befestigungsanlage, dann als Festplatz. Viele berühmte Persönlichkeiten haben ihren Besuch in Schrift, Bild und Ton gebannt: Casanova, Goethe, Fichte, Uhland, Liszt, Wagner und Brahms sowie viele andere.
  13. Vorbei am Schweizer Heimatwerk gelangen wir über die Rudolf-Brun-Brücke zur Zentralbibliothek.


Wikipedianer, die nicht an der Veranstaltung teilnehmen werden oder erst später kommen, können hier sehen, wie die Teilnehmenden in den Bahnhof Zürich einlaufen.

Geplante Anlaufpunkte