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Die Herausforderung Wikipedia

Mehr als die Hälfte der Sprachen der Welt sind vom Aussterben bedroht. Wikipedia ist zwar in 250 Sprachen verfügbar, es gibt jedoch über 7000 Sprachen weltweit. Technologie wie Wikipedia spielt im Überlebenskampf eine entscheidende Rolle. Das bedeutet, dass der Online-Enzyklopädie jede Menge Arbeit bevorsteht.

Wikipedia, die Online-Enzyklopädie, ist momentan in 250 Sprachen verfügbar. Jede Sprachversion ist selbstverwaltend und wurde durch Muttersprachler einer speziellen Sprache erschaffen. Für viele Gemeinschaften hatte dies einen äußerst positiven Einfluss, unter anderem den, dass unterrepräsentierte Sprachen in die digitale Welt eingebracht wurden.

„Bengali steht auf Platz 7 in der Rangfolge nach Sprecherzahlen. Trotzdem stehen wir als Entwicklungsland [Bangladesch] weit hinter anderen Nationen zurück, weil es einen großen digitalen Graben gibt. Die Bengali-Wikipedia ist der größte Internetauftritt, der in Bengali verfasst ist. Das Projekt dient als nachhaltige Informationsquelle für Millionen armer Landkinder, die es sich nicht leisten können, auch nur einen Band einer gedruckten Enzyklopädie zu kaufen. Es ist großartig, meine Muttersprache in der digitalen Welt zu sehen.“, sagt Belayet Hossain, ein Autor der Bengali-Wikipedia.

Während die 250 Sprachversionen der Wikipedia eine Riesenleistung sind, repräsentiert diese Zahl nur einen Bruchteil der Sprachen der Welt. Es wird geschätzt, dass es weltweit 7000 Sprachen gibt, von denen die Hälfte in alarmierender Geschwindigkeit ausstirbt.

David Harrison, Mitbegründer des Living Tongues Institute for Endangered Languages (Lebendige Sprachen - Institut für gefährdete Sprachen), ist einer der führenden Linguisten der Welt, die sich dem Erhalt bedrohter Sprachen verschrieben haben. Er hat eine Aufgabe für Wikipedia.

„Wikipedia hat eine Lupe in eine einzelne Ecke des Universums erschaffen. Was man dort geschaffen hat, ist interessant, aber wir sollten den Rest nicht vergessen. Meine Forderung ist folgendes: Erhöht die Anzahl von Wikipedias und nehmt auch Sprachen auf, die nicht zur „oberen Schicht“ der Sprachen gehören. Helft dabei, Türen zu öffnen, indem ihr kleinere Sprachen in das Unicode-System integriert.“, meint Harrison.

Harrison sagt, dass für einige Sprachen Wikipedia eine Rolle spielen wird, sie wiederzubeleben und ihr Aussterben zu verhindern. Er glaubt, dass dies eine wichtige Arbeit ist, wenn man die Menge an menschlichem Wissen bedenkt, die jedesmal verloren geht, wenn eine Sprache ausstirbt.

„Es gibt Wege, Informationen über Wissen zu verpacken, die man dann in Sprachen finden kann. Jede Sprache verrät uns einige Geheimnisse darüber, wie die Menschen überlebt haben. Sobald wir eine Sprache verlieren, verlieren wir Jahrhunderte an Wissen und an kulturellen Ideen.“, sagt Harrison.

Obgleich es viele Gründe gibt, warum Sprachen aussterben, liegt es doch in erster Linie daran, dass Sprecher kleinerer Sprachen durch die dominante Sprache regelrecht überwältigt werden, die auf sie in den Schulen, im Fernsehen usw. einströmt. Der Trend wurde noch verstärkt, als Technologien wie das Internet aufkamen, da diese dazu tendieren, einige „globale“ Sprachen zu bevorzugen. Dies ist insbesondere zutreffend, wenn man bedenkt, dass einige Sprachen noch immer nicht mit dem Unicode-System kompatibel sind.

„Viele zweisprachige Kinder vernachlässigen die Sprache, die sie zu Hause sprechen, da sie nicht zur modernen Welt kompatibel zu sein scheint. Das ist beispielsweise der Fall für ein Kind, das zu Hause eine Maya-Sprache spricht, den restlichen Tag über jedoch mit Spanisch konfrontiert ist. Im Ergebnis denken sie, dass, wenn nur ihre Eltern X sprechen, es wohl eine niedrigere Sprache sein muss, und die Sprache, die sie in ihrer Umgebung sehen, die globale Sprache, die Zukunft ist. Die Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist dadurch gegeben, sie ihre Sprache in einem High-Tech-Medium wie der Wikipedia sehen zu lassen.“, erklärt Harrison.

Harrison betont jedoch besonders, dass die Technologie immernoch die Domäne der verschriftlichten Sprachen ist. Das ist ein Hindernis, wenn man bedenkt, dass ein großer Prozentsatz der Sprachen der Welt kein Schriftsystem besitzt. Zudem sei es ebenfalls zutreffend, dass der Mangel an geschriebenem Material diese „mündlichen“ Sprachen anfälliger für das Aussterben macht.

„Schrift ist nicht in allen Sprachen in Gebrauch, daher ergibt sich die interessante Frage der Aufnahme. Es wird interessant sein zu sehen, wie Wikipedia damit umgeht. Ich habe jedoch die große Hoffnung, dass eine Technologie wie Wikipedia mithelfen wird, Türen für viele kleinere Sprachen zu öffnen… Wikipedia hat viel Großartiges geleistet, aber es gibt noch so viel, das getan werden kann.“, sagt Harrison.


Bildbeschreibung:
Mehr als die Hälfte der Sprachen der Welt sind vom Aussterben bedroht.